L-Carnitin

 

L-Carnitin ist ein vitaminähnlicher und bedingt essentieller Nährstoff (Vitaminoid). Die quartiäre Ammoniumverbindung L-Carnitin ist ein natürlicher Bestandteil der Muskulatur von Säugetieren, die an Herz- und Skelettmuskulatur den höchsten Gehalt aufweist.

Hauptlieferanten in der Ernährung, in der freien Natur sind Fleisch und Fisch.

 

L-Carnitin als körpereigener Stoff ermöglicht den Transport der reaktionsträgen langkettigen Fettsäuren über einen speziellen Umwegmechanismus in die Mitochondrien. Langkettige aktivierte Fettsäuren werden in den Mitochondrien zur Energiegewinnung gebraucht. Dies wird als Fettsäure- Verbrennung oder ß-Oxidation, in den Zellmembranen der Mitochondrien, bezeichnet. Bei einem Mangel an L-Carnitin ist dieser Vorgang, einer der bedeutendsten Energiequellen des Organismus, stark beeinträchtigt. Die Fettsäuren können die Zellmembran nicht alleine passieren.

 

Besonders notwendig ist L-Carnitin für das Herz, das seine Energie aus der Oxidation von langkettigen Fettsäuren bezieht. Muskel und Immunsystem, die einen besonders hohen Energiebedarf haben sind ebenfalls auf reichlich L-Carnitin angewiesen.

L-Carnitin erleichtert die Sauerstoffaufnahme bei körperlicher Beanspruchung. L-Carnitin ist ein alimentärer Co-Faktor, der den Transport langkettiger Fettsäuren in die Mitochondrien sicherstellt, wo diese der Beta-Oxidation unterliegen und die Zelle mit Energie versorgen. Das Herz produziert etwa 60 % seiner Energie durch die Oxidation von Fettsäuren.

L-Carnitin ist an vielen biochemischen Prozessen es Organismus in direkter und indirekter Weise beteiligt.

 

 

Eigensynthese:

 

Die körpereigene Synthese an L-Carnitin erfolgt in erster Linie durch die Leber aus den Aminosäuren Lysin und Methionin. Beide Aminosäuren bilden eine gemeinsame Eiweißverbindung, das L-Carnitin. Aber auch Nieren und Gehirn produzieren L-Carnitin, allerdings in minimaler Menge.

Die Eigensynthese beträgt schätzungsweise 0,5 µg/kg/Tag .

 

Diese Synthese ist auf die Mitarbeit verschiedener Substanzen angewiesen:

-Vitamin C, B3, B6, B12 , Niacin und Folsäure, sowie Eisen.

Ist einer dieser Stoffe nicht in ausreichendem Maße vorhanden, kann die Synthese gestört werden und L-Carnitinmangelzustände entstehen.

 

Die körpereigene Synthese ist nicht in der Lage sich einem veränderten Bedarf anzupassen. Sie verläuft langsam und ist abhängig von einer Vielzahl weiterer Substanzen. Entsteht ein erhöhter Bedarf, kann dieser nur ausschließlich über die Nahrung ausgeglichen werden.

Die Biosynthese von L-Carnitin im Körper ist abhängig vom Vitamin-, Mineralstoff und Sprurenelementgehalt der Nahrung, vom Lebensalter und auch vom Hormonstatus des Organismus.

 

Sekundärer L-Carnitinmangel:

 

Es wird unterschieden zwischen primärem (angeborenem und vererbtem) und sekundärem (erworbenem) L-Carnitinmangel.

Sekundärer L-Carnitinmangel, der   im Laufe des Lebens erworben wird, kann entstehen:

 

-        wenn es längerfristig zu verminderter Aufnahme,

-        höherem Bedarf /Verbrauch kommt, (in pflanzlichen Produkten kommt nur sehr wenig bzw.

-        gar kein L-Carnitin vor)

-        infolge medikamentöser Behandlungen.

-        durch Verminderung der körpereigenen L-Carnitinbiosynthese im Alter

-        bei gestörten Resorptionen im Dünndarm, infolge häufiger Darminfekte und chronische Erkrankungen. Sie führen ebenfalls zu einer verminderten Eigensynthese an L-Carnitin                                                     

-        Chronische Niereninsuffizienzen führen zu einem renalen Verlust an L-Carnitin.

-        Gefässverängungen oder stark gestiegener Sauerstoffbedarf durch körperliche Beanspruchung führen zu einer Verringerung der Verfügbarkeit von freiem L-carnitin.

 

L-Carnitinmangel und die Herzerkrankung DCM:

 

Ein L-Carnitinmangel wurde mit der dilatativen Cardiomyopathie bei einigen Hunderassen in Zusammenhang gebracht.

 

Diese Erkrankung, Dilatative Cardiomyopathie, ist eine Herzmuskelerkrankung bei der sich der Herzmuskel vergrößert.

Erschlafftes Herzgewebe kann nicht ausreichend Blut in den Körper pumpen. Durch die verminderte Kraft des Herzmuskels wird weniger Blut aus den Kammern in die großen Gefäße gepumpt als normal. Dadurch bleibt am Ende der Kontraktionsphase (Systole) ein größeres Blutvolumen in den Kammern zurück. Dem daraus resultierenden Volumenanstieg in den Herzkammern kann der geschwächte Herzmuskel nicht standhalten und es kommt zur Dilatation, (Ausweitung des Kammervolumens, geringeres Schlagvolumen, Anstieg der Herzfrequenz, gestörte Funktion der Herzklappen.)

Die Gründe für diese Erkrankung sind nicht vollständig bekannt. Diese Myokarderkrankung kann aber auch durch eine große Zahl bekannter Ursachen hervorgerufen werden. Zum Beispiel: Allgemeininfektionen (z.B. Parvovirose), Zellgifte (z.B. Blei, Zytostatika, Thallium), Stoffwechselstörungen (z.B. Hypothyreose) oder Ernährungsbedingte Mangelzustände (z.B. Carnitinmangel, Magnesiummangel, Taurinmangel)..Es gibt rassetypische genetische Dispositionen, wie z.Bsp: Dänische Doggen, Schäferhunde, Boxer, Labrador, Retriever, und Dobermann-Pinscher, auch Cockerspaniel.

 

Hunde, die mit handelsüblichem Futter ernährt werden, sind mindestens genauso stark gefährdet einen L-Carnitinmangel zu bekommen, wie vegan/vegetarisch ernährte Hunde. Obwohl L-Carnitin in tierischem Gewebe vorhanden ist, wird diese leicht lösliche Aminosäure beim modernen Herstellungsverfahren fast gänzlich ausgewaschen, so dass nur wenig im Endprodukt zurückbleibt.

 

Im Rahmen einer Blutuntersuchung kann, der zusätzlich angeforderte, L-Carnitinwert mitbestimmt werden. Allerdings ist dies ein Blutplasma-Wert, der nichts über den Gehalt an L-carnitin in Muskelzellen auszusagen vermag. Eine sichere Aussage über die Leistungsfähigkeit des Herzens und mögliche genetische, altersbedingte oder anderweitig verursachte Störung des Herzmuskels, kann nur durch die gezielte Vorsorgeuntersuchung mittels einem Doppler-Ultraschallgerät und einem erfahrenem Kardiologen getroffen werden.

 

Verschiedene kardiomyopathische Erkrankungen bei Hunden zeigen nach einer L-Carnitinzufuhr einen positiven therapeutischen Effekt.

Diese Beobachtungen zeigen, auch bei Katzen, dass die Eigensynthese und die handelsübliche Zufuhr über die Nahrung nicht bedarfsdeckend sind.

 

Positive Wirkung für Herz-Kreislauf und das Immunsystem:

 

Eine Supplementierung mit L-Carnitin verbessert die Energieproduktion durch das Myokard. (Muskelschicht der Herzwand)

Es stärkt die Herzmuskulatur und wirkt somit positiv auf das Herz-Kreislaufsystem, erweitert die Blutgefäße, verbessert die Durchblutung und erhöht die Sauerstoffzufuhr im Muskel.

L-Carnitin dient der Entgiftung von Stoffwechselprodukten und Giften, die bei einem Mangel an Sauerstoff und Substraten im Herzen auftreten. Ein optimal versorgter Herzmuskel bleibt leistungsfähiger.

 

L-Carnitin wirkt sich optimierend auf den Zellstoff- und den Kohlehydratstoffwechsel aus.

 

Für das Immunsystem ist es von wesentlicher Bedeutung, Fettsäuren energetisch zu nutzen.

L-Carnitin wirkt als natürliche Imunstimmulanz. Da L-Carnitin langkettige Fettsäuren in die Mitochondrien transportiert, kann es durchaus als "Motor" des Immunsystems bezeichnet werden.

Zusätzlich schützt L-Carnitin die Zellmembranen vor schädigenden Auswirkungen aktivierter Fettsäuren. Beschädigte Membranen gefährden das osmotische Gleichgewicht, steigern den Energiebedarf und verringern die Syntheseleistungen der Zellen.

Positive Effekte auf Gehirn und Nervensystem wurden ebenso nachgewiesen.

 

L-Carnitin in pflanzlichen Lebensmitteln:

 

L-Carnitin ist in Obst und Gemüse nur in sehr geringem Maße enthalten.

Auch Getreide und Reis enthält nur sehr wenig L-Carnitin, welches nach dem Kochen jedoch einen deutlichen Verlust aufzeigt.

Im Vergleich zu anderen pflanzlichen Lebensmitteln ist der Gehalt an L-Carnitin in Pilzen am Höchsten. Der Austernpilz liegt mit 530 mg /Kg Trockensubstanz im unteren Bereich einer vergleichbaren Menge TS an tierischer Nahrung (Trockensubstanz an Muskelfleisch).

In Obst, Gemüsen und Nüssen liegt der Gehalt an Gesamtcarnitin ca. 40 mg /Kg TS niedriger als in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft.

 

Täglicher Bedarf an L-Carnitin / Dosierung:

 

Nach bisherigen Maßangaben beträgt der Tagesbedarf pro Kg an Körpergewicht bis 50 mg.

Obwohl es keinen ausreichenden Beweis für eine Verhinderung der DCM durch das Zuführen von L-Carnitin bislang gibt, empfehlen J.A.Peden und Karen Porreca eine tägliche Ergänzung von L-Carnitin, auf Grund des geringen bis nicht vorhandenen L-Carnitinsgehaltes in verarbeiteter Nahrung.

 

250-500 mg für einen 20 kg schweren Hund.

 

In diesem Zusammenhang wird auch die zusätzliche Gabe der Aminosäure Taurin in einer Dosis von 250 mg/ 20Kg Hund empfohlen.

 

L-Carnitin sollte erst kurz vor dem Anbieten der Nahrung untergerührt werden. Nicht in zu heiße Nahrung einrühren, nicht erhitzen.

 

Ein Zuviel an L-Carnitin ist nicht gefährlich. Es wird über den Urin ausgeschieden oder über den Darm abgebaut. 500 mg / Tag / Tier sollten jedoch, wegen unzureichend vorliegender Studien über mögliche Überdosierungen, nicht überschritten werden.

In der Wachstumsphase benötigen Mensch und Tier u.a. für die Neuentstehende Muskulatur mehr L-Carnitin als im Erwachsenenalter. Die körpereigene Biosynthese ist bei neugeborenen Säugetieren noch relativ schwach entwickelt. Einer ausreichenden L-Carnitinzufuhr für das Muttertier kommt eine große Bedeutung zu.

 

L-Carnitin in veganen Fertignahrungen:

 

Vega crog von Petini enthält Taurin und L-Carnitin. (laut Zutatenliste)

Yarrah Trockennahrung enthält geringfügig Taurin.

 

 

 

L-Carnitin nicht in den Zusätzen von J.A.Peden enthalten:

 

Aus Kostengründen wird L-Carnitin in den Vegedog-zusätzen für Selbstgekochte Gerichte bislang nicht beigefügt.

(Taurin ist im Vegedog enthalten.)

 

L-Carnitin ist nicht im Vegecat enthalten.

 

 

L-Carnitin Bezugsquelle:

 

L-Carnitin ist ein weißes, Wasseranziehendes kristallines Pulver, mit einem eigentümlich leicht süßlichen Geschmack, das in Wasser leicht löslich ist.

 

Mega Carnitin 500:

Synthetisches L-Carnitin in einer gelatinefreien Kapsel:

 

http://www.bioprophyl.de/L-Carnitin_500_Carnipure_id30.html

 

 

 

L-Carnitin ist den allermeisten Fällen, aus Gründen der Rentabilität, synthetischer Herkunft. In Apotheken, Drogerien und Reformhäusern ist L-Carnitin erhältlich. Eine Nachfrage beim Hersteller ist sicher dennoch sinnvoll. Es ist darauf zu achten das es sich möglichst um reines L-Carnitin handeln sollte, ohne weitere Vitaminzusätze, die für den Hund oder die Katze bei einer Dauersupplementierung dann überdosiert sein könnten.

L-Carnitin in Kombination mit Weißdorn, ist jedoch für einen älteren Hund von Vorteil.

Weißdorn enthält als Hauptwirkstoffe oligomere Procyanide und Flavonoide welche die Durchblutung des Herzmuskels, und damit seine Fähigkeit sich zusammenzuziehen, verbessern.

 

 

Quellen:

J.A.Peden „ Vegetarische Hunde und Katzenernährung“

www.l-carnitin.org

Royal Canin, Herzmuskelinformationen

Untersuchungen der FU Berlin 2003

Physiologisches Institut der tierärztlichen Hochschule Hannover 2002

Kittleson M.D., Keene B., Pion P.D. and al (1997) Taurine and L-carnitine . Journal of Veterinary Internal Medicine 11 : 204-211 and

Duarte J., Perez-Palencia R. (2001)

 

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