1. Abstammung
Der Hund stammt von seinen Vorfahren den Wölfen ab, seine Domestikation liegt über 10000 Jahre zurück.
Eine geringe Zeitspanne, angesichts der Millionen Jahre dauernden Evolution, in der sich die anatomisch-physiologischen Besonderheiten einer Spezies entwickeln.
Im Gegensatz zu den sich drastisch veränderten äußeren Erscheinungsbildern der einzelnen Hunderassen, veränderten sich Artbestimmende Eigenschaften in seiner Physiologie (z.B. Verdauungstrakt) nur unwesentlich.
Der Hund ist wie der Wolf ein Vertreter aus der Gattung der Carnivoren, ein Fleischesser.
Diese Bezeichnung ist allerdings irreführend, denn der Wolf nimmt Beutetiere zu sich, d.h. er verzehrt das ganze Tier, bis auf wenige unverdauliche Reste.
Eine Ernährung die nur auf Fleisch und nicht aus ganzen Beutetieren besteht, kann nicht vollwertig sein. Nur die Ernährung aus kompletten Beutetieren ist für den Karnivoren eine vollständige Ernährung mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen.
Der Wolf kann aber auf Grund seiner stetig wechselnden Ernährungs-und Versorgungslage nicht als reiner Karnivore bezeichnet werden. Je nach Angebot nimmt er auch in unterschiedlichen Mengen pflanzliches Material auf. Früchte, Gräser, Wurzeln,. Blätter, auch Exkremente anderer Tiere und sonstige Abfälle.
Der Wolf jagte im Rudel, zerlegte die Beute in seine Einzelteile und verzehrt zuerst Innereien wie Magen und Gedärme. Betrachtet man seine Nahrung genauer wird man feststellen, dass der Wolf eine Nahrung aus verschiedenen Komponenten bestehend nutzte.
Er ist in der Lage sich verändernden Nahrungsangeboten anzupassen. Auch der Hund besitzt diese Fähigkeit. Seine Verdauung und sein Stoffwechsel sind nicht an die ausschließliche Aufnahme von tierischen Nahrungsmitteln gebunden.
In früheren Zeiten war es für den Hund normal, Brot und Kartoffeln zu erhalten, Reste der menschlichen Ernährung, Gemüse und gelegentlich Fleischreste.
Der Hund war in der Lage sich an die momentan verfügbare Nahrung anzupassen.
Durch die starke Bindung an den Menschen ist der Hund heute in seinen Nahrungsquellen an den Menschen gebunden, und nicht mehr darauf spezialisiert, und nicht in der Lage sich mit Beutezügen selbst zu versorgen.
2. Anatomie des Verdauungssystems
Lippen, Schlund und Speiseröhre:
Der Verdauungskanal ist ein schlauchförmig aufgebautes Organ und hat die Aufgabe die Nahrungsbestandteile soweit zu zerlegen, das die enthaltenen Nährstoffe durch die Darmwand absorbiert werden können.
Der Verdauungskanal wird eingeteilt in:
Der Verdauungskanal ist mit Schleimhäuten und Muskelschichten ausgestattet, die die Sekretion und Absorption, sowie den Chymustransport und die Peristaltik gewährleisten.
Der Dünndarm ist im Verdauungstrakt der längste Abschnitt, ist jedoch in seinem Volumen gegenüber dem Magen deutlich kleiner.
1. Mundhöhle und Speiseröhre
Die Mundhöhle verfügt über Eck- und Reißzähne, die nicht zum Kauen der Nahrung, sondern zum Zerreißen und Abschlucken ausgestattet ist. Die Ohrspeicheldrüsen, Unterkieferdrüsen, Unterzungendrüsen und die Backendrüsen sondern ein Speicheldrüsensekret ab, was der Gleitfähigkeit der Nahrung dient um größere Brocken für den Schluckvorgang einzuspeicheln. Hunde zerkleinern die Nahrung durch Kauen nicht, sondern würgen ganze Stücke hinunter.
Der Hund verfügt im Gegensatz zum Menschen nur über 1700 Geschmacksknospen, der Mensch über ca 9000. Die Dauer eine Mahlzeit ist auf wenige Minuten begrenzt, Menschen zerkleinern und speicheln die Nahrung in Zeiträumen von ½ bis zu einer Stunde ein.
Der Mageneingang verfügt über einen sehr festen Ringmuskel, der auch größere Stücke problemlos aufnehmen kann.
Der Hund stellt in den Speicheldrüsen des Mundes wenige Verdauungsenzyme her, dass Beutetiere im Ganzen verschlungen werden und die Aufspaltung erst im Magen und Darm beginnt. Im Gegensatz zum Menschen fehlen dem Hund wichtige Verdauungsenzyme in der Mundhöhle, die dem Menschen beim Kauvorgang zur Verfügung stehen.
Diese anatomischen Grundlagen verdeutlichen, das pflanzliche Nahrungsbestandteile, die der Kaufunktion im Mund bedürfen würden, für den Hund stark zerkleinert und gut vorbereitet angeboten werden müssen.
2. Magen:
Der Magen ist die sackartige Erweiterung des Verdauungskanals .Eingang und Ausgang sind durch Ringmuskeln verschlossen.
Er verfügt über eine starke Dehnungsfähigkeit und kann im gefüllten Zustand von außen ertastet werden. Sein Fassungsvermögen ist um ein vielfaches größer als der Magen des Menschen.
Am Mageneingang befindet sich die Kardiadrüsenzone zur Bildung von wässrigem Sekret und Schleim.
Im Mageninneren liegt die relativ große Zone mit Fundusdrüsen zur Bildung von Magensaft mit Salzsäure und Verdauungsenzymen .Die Salzsäure des Magens wirkt desinfizierend und aktivierend auf das Pepsinogen, was von den Magendrüsen gebildet wird, und als Pepsin die Verdauung einleitet.
In Richtung Magenausgang befinden sich die Pylorusdrüsen, in der Verdauungsenzyme und muzinhaltige Sekrete gebildet werden.
3. Mittel- und 4. Enddarm
Die Schleimhaut des Dünndarms ist mit Zotten ausgestattet, und einer Hochspezialisierten Membran, mit feinen Poren, die die breites zerlegten Nahrungsbestandteile aufnehmen. Zwischen den Zellen befinden sich feine Kanäle, durch die Wasser, Mineralien und wasserlösliche Vitamine aufgenommen werden.
Am Übergang vom Zwölffingerdarm zum Leerdarm befinden sich die Ausführungsgänge von Bauchspeicheldrüse und Gallenblase.
In der Schleimhaut des Dickdarms befinden sich keine Zotten, sondern Schleimhautproduzierende Becherzellen, die die Oberfläche der Darmwand mit Schleimhaut überziehen.
Die in der Schleimhaut befindlichen Drüsen produzieren den eigentlichen Darmsaft für die Verdauung.
Im Dickdarm findet die Rückresorption von Wasser und gelösten Elektrolyten statt, die über die Verdauungssäfte in den Dünndarm gelangten.
Im Vergleich zu anderen Tieren ist der Dickdarm des Hundes verhältnismäßig kurz.
Zum Dickdarm gehören der Blinddarm, Grimmdarm, Mastdarm und Analkanal.
3. Bedingungen für den Verdauungsablauf
Für den Ablauf der Verdauungsvorgänge sind von Bedeutung:
Der pH -Wert variiert im Ablauf durch den Magen-Darm-Kanal und wird von den Verdauungsenzymen, als auch von der Aktivität der Bakterienflora im Darm beeinflusst.
Zwischen den Mahlzeiten können im Magen recht hohe Werte erreicht werden, die jedoch nach der Mahlzeit durch Säurebildung und Enzymaktivität abfallen können.
Der pH -Wert steigt oder fällt sich je nach erhaltener Nahrungszusammensetzung und der Nahrungsmenge.
Im Magen kann der pH rasch auf Tiefstwerte fallen, der jedoch durch den alkalisch wirkenden Pankreassaft dann im Mitteldarm zu pH-Werten von 6-6,5 führt.
Im Dickdarm erreicht der Kot einen pH-Wert von 6-7.
Der Wassergehalt im Magen wird durch den Wassergehalt der aufgenommenen Nahrung bestimmt.
Nach Aufnahme von trockenen Substanzen müssen Magensaft uns Speichel erst eine flüssige Konsistenz herstellen, die im Endstück des Magens auf rund 10% Trockensubstanz verflüssigt werden muss.
Im Dünndarm liegt die Trockensubstanzgehalt zwischen 16 und 20% und nimmt im Dickdarm durch verstärkte Wasserabsorbtion auf 20 -30 % wieder zu.
In den Ausscheidungen gelten Trockensubstanzgehalte zwischen 25 -45 % als normal.
Die Darmflora, sowie Magenschleimhaut und Dünndarm, enthalten eine Vielzahl unterschiedlicher Bakterienarten.
In Magenschleimhaut und Dünndarm leben vorwiegend aerobe und fakultativ aerobe (Sauerstoffverbrauchende)Keime, im weiteren Verlauf der Darmpassage finden sich deutlich vermehrt anaerobe (ohne Sauerstoff lebende) Bakterien.
Im Dickdarm finden sich schließlich vorwiegend anaerobe Bakterien.
Diese Bakterien im oberen Verdauungskanal sorgen durch ihren Sauerstoffverbrauch dafür, dass die Sauerstoffspannung im Darmlumen abnimmt und die Lebensbedingungen für die ohne Sauerstoff lebenden Bakterien entstehen.
Anaerobe Mikroorganismen sorgen dafür, dass oxidative Prozesse ohne Beteiligung der Atmungskette ablaufen können.
Die mikrobielle Besiedelung in der Darmflora hat den Vorteil das z.b. Vitamine synthetisiert werden, der Abbau pflanzlicher Faserstoffe mit Hilfe mikrobieller Enzyme ablaufen kann und die Ansiedlung von außen kommender Keime verhindert wird.
Infektionen und massive Fütterungsfehler können den stabilen Gleichgewichtszustand in der Darmflora stören, so dass klinisch manifeste Erkrankungen auftreten.
Über das Blut wirkende Hormone und in der unmittelbaren Umgebung abgegebene Botenstoffe beeinflussen die Motorik des Gastrointestinaltraktes, alle Absorptions- und Sekretionsvorgänge mit fördernden und hemmenden Wirkungen..
Modifiziert über das vegetative Nervensystem werden alle Verdauungsprozesse stimuliert.
Gastrin und Cholecystokinin sind Hormone die Wasser, Elektrolyt- und Enzymsekretion stimulieren. Cholecystokinin wird durch Fett- und Proteinabbauprodukte gebildet und bewirkt die Bildung eines enzymreichen Pankreassekrets und die Kontraktion der Gallenblase.
Im Duodenum werden weitere Hormone gebildet, die teils mit hemmenden Wirkungen auf die Magensekretion einwirken.
Die Dauer der Verdauung beträgt beim Hund 12 – 30 h, beim Menschen 30 h bis 5 Tage.
Verdauungsenzyme werden von Speicheldrüsen, Magenschleimhaut, Pankreas, Darmschleimhaut, Darmeigendrüsen und in der Leber gebildet.
Enzyme ermöglichen und unterstützen die Verdauung, Verdauungssekrete enthalten Schleimsubstanzen für die Passage des Chymus und zum Schutz der Schleimhäute im Verdauungssystem.